Bahnpolizei der Deutschen Bundesbahn
  Soko S-Bahn BpW Mü Hbf
 
Gründung einer Soko S-Bahn bei der Bahnpolizeiwache
                       M ü n c h e n   Hbf

Aufgrund von steigender Zahlen von Vandalismus, Belästigungen von Reisenden, S-Bahn-Surfern und anderen Straftaten im Bereich der S-Bahn München, wurde bei der Bahnpolizeiwache München Hbf eine sog. S-Bahn-Soko eingeführt.

Wir schreiben das Jahr 1987 im Oktober:
4 Beamte der Bahnpolizeiwache München Hbf werden mit der Angelegenheit betraut. Sie haben einen Zuständigkeitsbereich von 350-S-Bahn-km.
Leiter der Sonderkommission ein erfahrener Bundesbahnhauptsekretär im Bahnpolizeidienst und seine 3 Mitarbeiter erfahrene Bundesbahnobersekretäre im Bahnpolizeidienst.
Ausgestattet mit der Grundausrüstung der Pistole P 225 SigSauer, Handschellen, Fotoapparat für Beweissicherung, Diktiergerät und Funkgerät Teleport 9 von AEG (Spitzname "blauer Klaus") übernehmen sie die Sachbearbeitung aller Vorfälle im Bereich der S-Bahn München.
Soweit es möglich ist, Straftaten zu verhindern, aufzuklären, die Täter oder Beschuldigten dingfest zu machen.
Es war nicht leicht mit nur 4 Bpb diese Aufgabe zu übernehmen und zu meistern.
Von dieser Soko S-Bahn wurden die S-Bahnstrecken "Rund um München" in zivil bestreift und überwacht. Hinweisen aus der Bevölkerung nachgegangen und Vorfälle bearbeitet.
Mit welchen Vorfällen hatte es die Soko S-Bahn zu tun:
Vandalismus-schwerste Sachbeschädigungen nach § 303 StGB
Grafittischäden an Einrichtungen und an den S-Bahnen der DB
Körperverletzungen nach § 223 StGB
Exhibitionismus
Suizide
Freiheitsberaubungen, und einigen anderen Strafaten, die sich ja im gewöhnlichen Bahnbetrieb auch abspielen.
Alleine in einem Monat wurden Sachschäden in Höhe von 24 000.-DM verzeichnet. Aufgeschlitzte Sitze, angezündete S-Bahn-Abteile, Schaukästen an den S-Bahn-Haltestellen zerstört u.v.a.
Das war auch der Grund von der DB-Führung in Zusammenarbeit mit der Führung der Bahnpolizei so eine S-Bahn-Soko zu gründen. Doch leider konnte man aufgrund Personalunterbestand der BpW München Hbf nur 4 Bahnpolizeibeamte für diese Soko freistellen.
Weitere Probleme in den S-Bahnen waren die Belästigung von Reisenden durch Jugendliche. Außerdem wurde ein neues Hobby Ende der 80iger Jahren der Jugendlichen entdeckt, dass S-Bahn-Surfen.

Beispiel einer Halbjahresstatistik im Bereich der S-Bahn München:
Erstellte Strafanzeigen   -36-
Sachbeschädigungen nach § 303/304 StGB -17-
Körperverletzungen nach § 223 StGB           - 2-
Freiheitsberaubungen                                     -1-
Suizide
Fahrscheindelikte u.a.

Hier ein paar Fallbeispiele:

23.30 Uhr Meldung vom Wachhabenden der Bahnpolizeiwache München Hbf, dass gegen 22.15 Uhr ein Unbekannter -es lagen 2 Personenbeschreibungen vor- am Haltepunkt Steinebach, Gegenstände am Bahnsteig und im Gebäude anzündete. Bei der Rückfahrt mit der S-Bahn zerstreute er brennende Zeitungen auf den Sitzen und auf dem Fußboden. Es entstand ein hoher Sachschaden, dass Abteil mußte abgesperrt werden und konnte für Fahrgäste nicht mehr zur Verfügung gestellt werden. Im Ostbahnhof (München) wurde die S-Bahn-Garnitur zur Reparatur ins Bw 6 München-Steinhausen, abgehängt.
Schaden wird auf 10 000.-DM geschätzt.

Meldung von mehreren Frauen, dass sie in den Abendstunden in den S-Bahnen sexuell belästigt wurden. Sogenannte "Exhibitionisten" !
Sie setzten sich in Abteilbereiche der S-Bahn, wo nur eine Frau saß und entblößten sich.
6 Vorfälle hatte die SoKo S-Bahn in den ersten 3 Quartalen zu verzeichnen. Da "Exhibitionisten"  Wiederholungstäter sind, konnte der Beschuldigte festgenommen werden. Nach der Festnahme der Soko S-Bahn gestand der Beschuldigte 15 exhibitionistische Vorfälle.

S-Bahnhof Freising: Ein Mann nötigt eine Frau auf einer Bank am Bahnsteig mit Gewalt zu sexuellen Handlungen. Als er vom Fdl angesprochen wird, flüchtete der Beschuldigte in eine Richtung München fahrende S-Bahn. Der Fahrdienstleiter verständigt dauraufhin Bahnpolizei und Landespolizei.
Der Täter konnte im S-Bahn-Untergeschoss Bf München Hbf von der Soko S-Bahn festgenommen werden.

16 jähriger Bub steigt während der Fahrt auf das Dach einer S-Bahn, klettert von einem Zugteil auf das andere und kam mit einem stromführenden Teil in Berührung. Es gab einen starken Flammenbogen, der 16 jährige bekam einen Stromschlag. Schwerste Verbrennungen waren die Folgen.

Weitere Vorfälle der SoKO  S-Bahn:
Häufiges unerlaubtes Überschreiten von Gleisen in den S-Bahnhöfen
Gefährliche Eingriffe in den Bahnverkehr-Personen legen Steine aufs Gleis;
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Graffitischäden an Schaltkasten der DB
-Ein Fall für die "Soko Graffiti" bei der Bahnpolizeiwache München Hbf



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Info über die Graffiti/Hip-Hop-Bewegung

aus den Unterlagen der S-Bahn-Soko
Bahnpolizeiwache München Hbf

Wörtlich heißt "graffito"  "gekratzt". Es ist ein italienisches Wort.
In Italien wurden mit  "Graffito" früher die meist eingekratzten (in Putz und Stein etc.)
Inschriften und Zeichnungen bezeichnet, die es dort seit der Antike in großer Zahl gibt.
Aus der italienischen gelangte das Wort 1967 durch Robert Reißner (amerikanischer
Graffiti-Forscher) in die englische bzw. amerikanische Sprache.
"Graffiti" wurde zur Sammelbezeichnung und zum Überbegriff für subkulturale In-Schriften
und Auf-Schriften auf Außenmauern, Innenwänden und andere Flächen.
Folglich werden alle Beschriftungen und Parolen auf Wänden und anderen Flächen als
Graffiti bezeichnet.

Für die Soko 1088 ist allerdings nur das Graffiti von Bedeutung, dass der sog. Hip/Hop-Bewegung entspringt. Die Hip/Hop-Bewegung ist in New York entstanden, und zwar in den Ghettos der Schwarzen und Hispanos. Es ist eine Jugendbewegung, die neue Kulturformen entwickelt hat.
Zur Hip-Hop-Bewegung gehören u.a.  Rap     Scratch    Break Dance    Graffiti

Rap ist ein bestimmter Musikstil, eine Art Sprechgesang.
Scratch oder auch scratching geannt, wird von den Discjokeys praktiziert. Hierbei werden Platten , die der DJ aufgelegt hat, in einem bestimmten Rythmus angehalten und hin- und herbewegt.
So entsteht ein neues Musikstück.
Break Dance ist ein akrobatischer´Tanzstil.

Beim Graffiti werdern sog.  "tags"  oder "pieces" mittels Fahrsprühlack, Fasermalstiften oder
anderen Utensilien auf Wände, Züge usw... gesprüht oder geschrieben.
Die Bedeutungen der Wörter  "tags"  und "pieces"  werden in einem späterem Kapitel erläutert.

Es gibt noch einige weiteren Aktivitäten, die zu der Hip-Hop-Bewegung gezählt werden.
Sie sollen hier nicht weiter erwähnt werden, mit Ausnahme des S-Bahnsurfens.
Nähere Erläuterungen hierzu erfolgen weiter unten.
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Entstehungsgeschichte des Graffiti (Kurzfassung)

Im Sommer 1970 begann ein Junge Namens Dimitros in New York auf alle möglichen Flächen seinen Spitznamen  TAKI  183
zu schreiben. Als Botenjunge verbreitete er in U-Bahnen und auf
Bahnhöfen seine tags und wurde dadurch bekannt.
Ein Reporter der New York Times spührte ihn auf und interviewte ihn. Der Bericht über ihn erschien am 21. Juli 1971 in
der New York Times. Hierdurch wurde er in der Jugendszene berühmt. Er hatte Ruhm erlangt. Viele Jugendliche, die überwiegend aus den Ghettos kamen, wollten ihm nacheifern und begannen, genau wie er, ihren Spitznamen und ausgedachten Schriftzeichenpseudonyme auf alle möglichen freien Stellen in der Stadt und besonders in den Zügen zu verbreiten.
Der Tag, an dem der Artikel erschien (21. Juli 1971) wird auch als die Geburtsstunde des Graffiti bezeichnet. Ein Zitat aus diesem Artikel, in dem  TAKI  interviewt wurde lautet:

" Die Typen behandeln mich wie einen Promineten und ich komme mir auch so vor, wenn sie mich anderen vorstellen.
- Das ist er - sagen sie dann.
Die Typen wissen wer der erste war. Er ist der King".

Graffiti-Schreiben wurde zu einer Massenbewegung unter den Jugendlichen der Ghettos und später der ganzen Stadt.
Die Graffiti-Welle überschwemmte in kurzer Zeit die vereinigten Staaten. 1983 wurde in einer Abstellgruppe in Geltendorf (bei München) ein S-Bahnzug auf einer Länge von 56 Metern vollständig in Graffiti-Art besprüht. Von diesem Zeitpunkt an breitete sich Graffiti in der Bundesrepublik immer mehr aus.
Schon bald darauf gab es in jeder großen Stadt eine Graffiti-Szene.
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Graffitibegriffe und deren Bedeutung
aus dem Graffiti-Lexikon von Prof. Dr. Kreuzer

tag (sprich täck)
ist die Signatur eines Graffiti-Writers, sein Deckname, isoliert in
verschiedenen Techniken und mit unterschiedlichen Schreibwerk-
zeugen, hauptsächlich jedoch mit Fasermalstift (Marker) oder Farbsprühdose, an den verschiedensten Stellen und auf unterschiedlichen Untergründen innen oder außen angebracht.

Der tag stellt den grafisch gestalteten Decknamen oder die Initialen des Writers (meist Initialen des Pseudonyms) dar;
es wird schnell und meist ohne abzusetzen, in einem Zug geschrieben. Daher ist das tag meist sehr verschlungen gestaltet und oftmals sehr lesbar.

Tags sind so gut wie immer einfarbig.

Das tag eines Writers ist etwas so Typisches und Individuelles wie Unterschrift oder Handschrift.
Es ist, unter ein Sprühbild geschrieben, Künstlersignatur und Meisterzeichen.

Hat sich ein Writer einen Decknamen zugelegt, so geht er daran, sein tag zu gestalten. Oft macht er viele Entwürfe, bevor er sich für die endgültige Form entscheidet. Dann übt er es ein: Er schreibt es so oft, bis er es schnell, sicher und in der Form immer gleich schreiben kann.

Viele Writer tragen stets Marker bei sich, um immer und überall taggen zu können.
taggen
Ausdruck der deutschsprachigen Graffiti-Writer für "tags schreiben oder anbringen"
Writer
Auch "Graffiti-Writer", englisch, wörtliche Bedeutung "Schreiber".
Damit wird ein Urheber von Graffiti jeder Art, Technik und Gattung bezeichnet.
piece
Großflächiges, farbiges Graffiti-Bild.

Es gibt viele weitere Begriffe im Vokabular der Graffitiszene.
Hierzu einige Beispiele, ohne weiterer Erläuterung:

biting, bombing, cap, car, crew, fame, end to end, king, toy,
panel-piece, top to bottom, whole car, window down, wild style,
corner, black book, Kamikaze Foto...........
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Beispielbild Graffiti-Schaden an einer S-Bahn in München
aus dem Archiv der Soko Graffiti bei der Bahnpolizeiwache München Hbf
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